Improtheater

Stellen Sie sich vor, ein Schauspieler steht allein auf der Bühne. Keine Requisiten, keine Kulissen, kein Skript. Nur das Publikum und die Erwartung, dass irgendetwas passieren wird. Wie das Publikum darauf reagiert? Meistens mit einem erwartungsvollen Lächeln und der Ahnung, dass gleich etwas Lustiges, Unerwartetes oder völlig Abgedrehtes passieren könnte. Impro ist wie Hochseilakrobatik ohne Netz – jeder Moment könnte zum Absturz oder zum Triumph werden!

Das Impro-Prinzip basiert auf einem simplen, aber mächtigen Konzept: „Ja, und…“. Wenn einer der Schauspieler*innen sagt: „Schau, da fliegt ein rosa Elefant“, antwortet der andere nicht mit „Quatsch!“, sondern nimmt das Bild auf und ergänzt es vielleicht mit „Ja, und er hat einen Zylinder auf dem Kopf!“ Dieser Grundsatz des „Ja, und…“ schafft es, absurde Ideen zu echten Abenteuern zu verweben. Er fördert die Kreativität, stärkt das Vertrauen unter den Spieler*innen und lässt das Publikum so manches Mal ungläubig staunen.

Das Publikum spielt beim Improvisationstheater eine ganz entscheidende Rolle. Es gibt häufig die ersten Impulse für die Szene: „Gebt uns eine Berufsbezeichnung!“ – „Zahnfee!“ oder „Nennt uns einen ungewöhnlichen Ort!“ – „Auf dem Mond!“ So wird das Publikum zum eigentlichen Autor der Szenen, ohne jedoch die Verantwortung für das Chaos tragen zu müssen, das sich daraus ergibt. Die Schauspieler müssen die verrücktesten Ideen in Echtzeit aufgreifen und in lustige, oft völlig surreale Geschichten verwandeln.

Impro lebt von der Spontaneität und davon, dass die Akteure sich trauen, auch einmal völlig daneben zu liegen. Wenn ein Charakter plötzlich den Faden verliert oder eine völlig unpassende Reaktion gibt, dann ist das nicht das Ende der Szene – es ist oft der Anfang eines lauten Lachanfalls! Diese Momente des Scheiterns gehören dazu und werden oft zu den besten Teilen einer Aufführung. Es zeigt das Menschliche, das Ungeplante, das sich nur im Impro zeigt.

Hinter all dem spontanen Spaß steckt Technik und Handwerk. Die Improvisation lebt von verschiedenen Techniken, die das Zusammenspiel erleichtern. Beliebt sind Übungen wie z.B. das Emotionstaxi, bei der ständig die Gefühlslage gewechselt wird oder Märchenerzählungen, bei der alle Spieler*innen nacheinander einen Satz ergänzen und somit der Geschichte immer wieder eine neue Richtung geben können. Es ist wie ein Muskel, den Impro Spieler*innen durch Übung trainieren – und der wächst mit jedem Lachanfall, der aus einer unmöglichen Situation geboren wird.